Aarburg, 05.09.2017
Verleumdungen, Halbwahrheiten – die gefährlicher als Lügen sind -, Verwendung von unklar definierten Begriffe in falschen Zusammenhänge, um Verwirrung und Angst in der Öffentlichkeit zu schüren. So kann man die Vorwürfe von Frau Saida Keller Messahli definieren, welche sie in ihren letzten Interviews bei der NZZ (26.08.2017) und Le Temps (02.09.2017) über den angeblichen Islamismus in den (albanischen) Moscheen, über den islamischen Radikalismus und Extremismus, über die Finanzierung von (albanischen) Moscheen und Imamen aus der ausländischen islamistischen Organisationen geäussert hat.
Frau Keller Messahli spricht nicht die Wahrheit, wenn sie sagt, dass ausländische islami(sti)sche Organisationen den Bau von albanischen Moscheen sowie Imame finanziell unterstützen würden, dass die Union der Albanischen Imame in der Schweiz (UAIS) den Bau von albanischen Moscheen finanzieren würde, dass die Mehrheit der Imame in der Schweiz Islamisten sei, die eine politische Agenda verfolgen würde und sie damit die Werte sowie das Rechtsystem der Schweiz versuchen würde zu ruinieren. Sie spricht nicht die Wahrheit, wenn sie sagt, dass 40 albanische Moscheen um die UAIS salafistisch seien, dass in den Klassenräumlichkeiten der Moscheen eine religiöse Indoktrination von Kindern stattfinde, dass beim Islamunterricht in den öffentlichen Schulen in der Deutschschweiz Lehrmittel aus Saudi-Arabien oder der Türkei verwendet werden, dass die UAIS mit einem gleichen salafistischen Verband aus Baden-Württemberg (D) verbunden sei, dass die albanische Moschee in Genf salafistisch überzeugt sei und dass bei ihrer feierlichen Eröffnung unter anderem auch der Botschafter Kuweits in Albanien anwesend gewesen sei.
Sie verwendet Begriffe, die wissenschaftlich nicht klar definiert und demzufolge auch günstig für politische Manöver sind. Sie erhofft sich dadurch – als Präsidentin eines Forums, welches keine Unterstützung bei der muslimischen Bevölkerung in der Schweiz hat, – ihre eigenen Ziele zu erreichen. Somit versucht sie dieses eigene Vakuum zu kompensieren und sich mit Unwahrheiten selbst zu befriedigen. Sie macht dies, indem sie mit anti-islamischem und anti-muslimischem Populismus hofiert. Ein Populismus à la NPD oder AfD, welchen sie den Schweizer Politikern in Umgang mit dem angeblich sehr verbreiteten Islamismus in der Schweiz sehr stark empfiehlt. Ein Populismus, der heute jedem, der eine anti-islamische und anti-muslimische Agenda hat, zurechtkommt.
Wir haben es etliche Male wiederholt, dass die UAIS selber niemals Imame oder Prediger aus unseren Heimatländern eingeladen hat, um Vorträge zu halten. Wohl aber Professoren und Akademiker für Weiterbildungen von unseren Imamen, Vorstandmitgliedern oder Jugendlichen unserer Moscheen. Beispielsweise fand am 27.04.2012 in Aarburg ein Seminar für unsere Imame mit Prof. Dr. Ednan Aslan und Dr. Zekirja Sejdini aus der Uni Wien über das Thema „Islamische Pädagogik und Herausforderungen muslimischer Religionslehrer in der Schweiz“ ; Prof. Dr. Samuel M. Behloul aus Luzern und D. Ahmed Alibasic aus Uni Sarajevo nahmen am 22.06.2013 in Brunnen (SZ) Teil am nächsten Seminar für unsere Imame über das Thema „Herausforderungen des interreligiösen Dialogs“; Dr. Bacem Dziri aus der Uni Osnabrück und Agron Ibraj von der OJA Zürich am 21.01.2017 führten in Zusammenarbeit der UAIS mit dem Schweizerischen Zentrum für Islam und Gesellschaft (SZIG) aus Freiburg den Workshop über das Thema „Faszination Gewalt – Prävention und Gegenmassnahmen“ durch und letztlich hielten am 18.03.2017 erneut in Zusammenarbeit mit SZIG Herr Simon Hehli von der NZZ einen Vortrag über das Thema „Muslime und Islam in den Schweizer Medien“ sowie Herr Pascal Gemperli aus UVAM (VD) über das Thema „Medienarbeit muslimischer Organisationen“ in einem Workshop mit den Vorstandsmitgliedern unserer Moscheen.
Manche Imame und Prediger aus dem Kosovo, denen später Radikalismus und Aufruf für Dschihad in Syrien vorgeworfen wurde, haben vor mehr als vier Jahren einige von den albanischen Moscheen in der Schweiz besucht. Sie wurden entweder von diesen Moscheen als Redner eingeladen oder sie kamen selber aus eigener Initiative. Die UAIS hat niemals solche Prediger eingeladen. Als sie diese Moscheen besucht haben, waren sie immer noch Angestellte bei der Islamischen Gemeinschaft Kosovos (BIK). Nach einem Abbruch wegen ihrer Verhaftung bleiben sie immer noch als Angestellte der BIK. Diese Imame und Prediger machen weniger als 5 % von allen anderen Imamen und Prediger aus, welche in unseren Moscheen in diversen Formen Vorträge gehalten haben und welche mit Einwilligung von der BIK eingereist worden sind.
Trotzt ihrer Freilassung und Freisprechens in Kosovo, bedauern wir es sehr und fühlen uns empört und enttäuscht, dass solche Imame und Prediger in unseren Moscheen Vorträge gehalten haben. Seitdem haben wir klar gesagt, dass wir solche Prediger nicht mehr in unseren Moscheen dulden können. Und das ist auch geschehen. Diese Selbstkontrolle und Prävention haben wir selber in unseren Moscheen durchgeführt. Sodass Frau Keller Messahli wenigstens vier Jahre zu spät mit ihren Vorwürfen und Anschuldigungen in den Medien kommt.
Wir sind stolz darauf, dass in unseren Moscheen Radikalismus und Extremismus nicht gesät, sondern diese im Gegenteil mit allen unseren Mitteln bekämpft werden. In unseren Moscheen wird ein grosser aber leider von den Medien unbemerkter und überschauter Beitrag für die Integration von Musliminnen und Muslime aller Alterskategorien und Geschlechter in die Schweizer Gesellschaft geleistet. Dies erreichen wir durch unsere Vorträge, die offen für alle sind und welche zu einem grossen Teil auch auf Deutsch gehalten werden oder anschliessend eine deutsche Zusammenfassung davon gemacht wird. Weiterhin besteht unser Beitrag für ein besseres Zusammenleben durch die Arbeit mit unseren Kindern und Jugendlichen und durch Seminare und Workshops für Imame, Vorstandsmitglieder und Jugendliche. Es wird auch immer die Zusammenarbeit mit anderen muslimischen und nicht-muslimischen Organisationen und Verbänden in der Schweiz angestrebt. Ein grosser Beitrag besteht auch im interreligiösen Dialog und in der Zusammenarbeit mit den Angehörigen anderer Religionen sowie mit den politischen und gesellschaftlichen Akteuren vor Ort, in der kantonalen oder nationalen Ebene.
Wir als UAIS haben einen Lehrplan für den Islamunterricht in unseren Moscheen entwickelt, welcher auf einem Lehrplan aus Österreich basiert. Dieser wurde damals vom Bundesministerium für Bildung in Österreich für den Islamunterricht in den öffentlichen Schulen genehmigt. Dieser Lehrplan ist sowohl auf Deutsch als auch auf Albanisch auf unserer Webseite ersichtlich. Die Türen unserer Moscheen sind und waren in der Vergangenheit immer offen. Man kann einfach vorbeikommen, sich selbst ein Bild machen und sehen, ob da eine religiöse Indoktrination stattfindet oder nicht. Der Islamunterricht in manchen öffentlichen Schulen in der Deutschschweiz wird nach anerkannten Lehrplänen und Lehrmittel aus Deutschland angeboten, welche auch von den dortigen Bildungsministerien genehmigt worden sind und welche unter anderem auch mit Europäischen Preise ausgezeichnet worden sind (wie z.B. das Buch „Saphir“ vom Kösel Verlag).
Speziell für Jugendliche hat die UAIS am 30.04.2017 in Aarburg und am 14.05.2017 in Zürich zwei Seminare unter dem Motto “Nein zum schädlichen religiösen Extremismus und Fanatismus im Namen des Islam” organisiert. In diesen Seminaren hat unser Imam Mr. Rehan Neziri über das Thema „Radikalisierung muslimischer Jugendlicher – Prozess und Herausforderungen“ und unser zweite Imam Dr. Bashkim Aliu über das Thema „Extremismus, seine Ursachen und seine Vermeidung. Ein Zugang aus der islamischen Perspektive“ referiert.
Unsere Imame stehen unter anderem auch als Berater für Fragen über den Islam für lokale und kantonale Behörden und Schulen zur Verfügung. Sie lehnen den starren, einseitigen und undifferenzierten Diskurs von manchen muslimischen Extremisten in der Schweiz ab, wie wenn es z.B. um Schwimmunterricht von muslimischen Mädchen, Handschlag in der Schule etc. geht.
Unsere Imame sind stark im interreligiösen Dialog auf allen Ebenen engagiert und arbeiten eng mit kantonalen und nationalen islamischen Dachverbände zusammen.
Am 20.03.2017 im Haus der Religionen in Bern hat die UAIS gemeinsam mit dem Albanisch-Islamischen Verband der Schweiz (AIVS) in Anwesenheit von relevanten Schweizer Politikern und Diplomaten sowie Medienvertreter eine islamische Charta unterschrieben. Darin wird die Respektierung und die Bewahrung von Säkularismus, Rechtsstaatlichkeit und demokratischen Werte und Prinzipien betont. In dieser Charta stehen wir klar und unmissverständlich gegen Aufrufe zu Gewalt oder Hass, die auf Religion, Rasse oder Ethnie beruhen. Wir verpflichten uns damit zudem zu vollständiger Transparenz in finanziellen Belangen unserer Organisationen und Moscheen.
Um aktuelle Fragen von den in der Schweiz lebenden albanischen Muslime zu beantworten, hat die UAIS eine Kommission gegründet und sie auf unsere Webseite veröffentlicht. Diese Antworten (arab. „fatwa“) beanspruchen keinen universellen, sondern vielmehr einen lokalen Charakter. Sie dienen unseren in der Schweiz lebenden Muslimen. Sie sind auch nicht normativ, sondern affirmativ. Diejenige Muslime, die mit den Antworten unserer Kommission nicht zufrieden sind, dürfen weitere Antworten aussuchen. Sie stellen in keinerlei Form ein paralleles Rechtsystem in der Schweiz dar. Sie widersprechen diesem System auch nicht. Im Gegenteil: Die Kommission gibt sehr darauf Acht, dass diese Antworten dem rechtlichen Rahmen der Schweiz entsprechen. Es genügt nur ein Blick auf die gestellten Fragen, um zu verstehen, worum es eigentlich handelt: „Darf ein Muslim den Brantweinessig beim Kochen verwenden?“, „Ist es zulässig einem Muslim, die Herzklappen vom Schwein zu transplantieren?“, „Darf der Vater seinem eigenem Kind die Zekat bezahlen?“, „Darf man die Zekat den vom Krebs erkrankten Menschen bezahlen?“, „Astronomische Berechnungen und der Beginn und das Ende des Monates Ramadan“, „Darf eine Frau abtreiben, die nach zwei vorherigen Fehlgeburten wieder ungewünscht schwanger ist?“ etc.
In einer Pressekonferenz vom 20.11.2016 in Regensdorf, worüber einen Tag später in der NZZ berichtet wurde, stellte die UAIS explizit klar, dass:
„Wir keinerlei finanzielle Unterstützung von in- und ausländischen islamischen Organisation erhalten. Eine materielle Unterstützung von Personen oder Organisationen von denen verzweifelt wird, dass sie verdächtige und intransparente Aktivitäten durchführen, möchten und brauchen wir auf keinen Fall.
Solche Etikettierungen sind für unsere Moscheemitglieder eine tiefe seelische Verletzung, da sie den maximalen Beitrag für den Erwerb, den Bau und den Betrieb dieser Moscheen leisten.
Jede Moschee plakatiert regelmässig und legt in ihren Räumlichkeiten die Informationen über die finanzielle Unterstützung ihrer Mitglieder und anderen Gönner offen dar.
Jede Moschee verfügt über einen Kassierer, manche sogar noch über einen Buchhalter, um eine effektive finanzielle Verwaltung zu ermöglichen. Demzufolge ist jede Moschee bereit, allen Schweizerischen Behörden die gesamten finanziellen Daten bis zum letzten Rappen offen zu legen.
Wir machen klar, dass die Finanzierung für den Erwerb, den Bau und den Betrieb unserer Moscheen hauptsächlich durch unsere Moscheemitglieder gewährleistet wird. Ausser mit ihren jährlichen Mitgliedsbeiträgen, unterstützen sie unsere Moscheen mit zusätzlichen Spenden und vor allem mit ihrer freiwilligen Arbeit, weil die meisten von ihnen schon seit langem einen Handwerkberuf ausüben.
Die einzige Unterstützung ausserhalb unserer Moscheen kommt von anderen albanischen und nicht-albanischen Moscheen aus der Schweiz, die an einem Freitag von ihren Besuchern Spende sammeln. Die grösste finanzielle Unterstützung erhalten unsere Moscheen von Schweizer Banken in Form von Hypotheken oder Baukrediten. Diese machen den grössten Teil der Finanzierung aus sowie beim Kauf oder bei einem Neu- oder Umbau.
Es fällt auf, dass die Aussagen von Frau Keller Messahli nicht auf Beweisen beruhen. Sie stellt Behauptungen dar und verkauft sie als Wahrheiten. Dies erfüllt klar den Tatbestand der Verleumdung. Bei solch schwerwiegenden Anschuldigungen wird erwartet, dass Frau Keller Messahli ihre Beweise liefert, schliesslich liegt die Beweislast bei ihr.
Union der Albanischen Imame in der Schweiz (UAIS)
Nehat Ismaili