Toleranz aus der Sicht des Islam
Mag. Bekim Alimi, Imam in Wil, SG
Toleranz aus der Sicht des Islam
Sehr geehrte Damen und Herren
Es ist weder Irrtum noch Zufall, dass ich heute bei Ihnen als Muslim erscheine und zu Ihnen spreche.
Es ist die Toleranz, Akzeptanz und interreligiöse Verständigung, welche in der Schweiz allgemein praktisch geübt und umgesetzt werden, die es möglich gemacht haben. Hierfür bedanke ich mich recht herzlich.
Wie Sie es ermessen können, ist es für uns Menschen, die sich als Geschöpfe Gottes bezeichnen und sich als solche fühlen, ausserordentlich wichtig, mit Konsens, Verständigung und Toleranz zum irdischen Frieden zu finden. Und in der interreligiösen Verständigung liegt dafür sehr viel Potenzial.
Ich möchte heute einige Begriffe definieren, zwischen ihnen einige Parallel ziehen und hoffe sehr, dass es mir gelingt.
Ich werde es nicht behaupten, nur ich habe das Richtige gesagt. Es reicht mir, wenn ich nur einen Aspekt der Wahrheit gesprochen habe.
Und daher vor jedem Vortrag, sprechen die Muslime:
Lieber Gott, falls ich das Richtige spreche, es gelang mir nur deswegen, weil Du mir geholfen hast. Und wenn ich es eben nicht getroffen habe, dann ist es wegen meiner Schwäche.
Ich möchte hier eine Geschichte von meinem Studium erzählen. Als ich in Ägypten – Kairo, in der Hörsaal neben einem Ägypter sass und den Professor zuhörte, so empfiehl er uns einige Notizen zu machen.
Weil ich mich in Ägypten seit nur paar Monate war und ich eben ein Muslim, aber kein Araber bin, war ich eben nur ein Ausländer, der sehr schwach die Sprache kennt.
So hat mein ägyptischer Nachbar immer geschaut, wie ein weisshäutiger Ausländer arabisch schreibt.
Ich habe mich bemüht arabisch zu schreiben. Es ging nur sehr langsam, während der Professor den Studenten relativ schnell diktierte.
Als ich bemerkt habe, dass ich von rechts nach links nicht so schnell schreibe und somit komme der Klasse nicht nach, musste ich von links nach rechts, also Albanisch, ergänzen. So musste ich in beiden Richtungen schreiben.
Der Student, der ab und zu schaute, fragte mich, wie wir in unseren Heimat schreiben. Dann sagte ich, dass wir von links nach rechts schreiben. Er meinte, das ist aber falsch.
Dann fragte ich, wie wäre dann richtig? Er meinte, natürlich von rechts nach links.
Als ich in die Schweiz kam, und den Kindern auf den Tafel etwas arabisch schrieb, dann fragten sie, wie schreibt man dort?
Ich habe gesagt, von rechts nach links. Die Kinder erwiderten, das ist aber falsch. Denn richtig wäre, natürlich, von links nach rechts.
Seit einer halben Ewigkeit suche ich nach der Richtigen und Falschen. Ich denke ich werde noch lang suchen, vielleicht Sie auch.
Liebe Anwesende,
bevor wir über etwas sprechen, ist es ausserordentlich wichtig, dass wir unser Thema definieren. So lassen Sie mich bitte ein paar Begriffe definieren.
Definition von TOLERANZ:
Die freie Enzyklopädie definiert Toleranz, auch Duldsamkeit. Also, man weiss, dass er im Falschen ist, aber man duldet ihn.
Wenn wir uns das Wort im Arabischen anschauen und übersetzen lassen, mal wird es als SABR – Geduld ausgeführt und mal einen Schritt weiter.
وَإِنْ عَاقَبْتُمْ فَعَاقِبُواْ بِمِثْلِ مَا عُوقِبْتُم بِهِ وَلَئِن صَبَرْتُمْلَهُوَ خَيْرٌ لِّلصَّابِرينَ
Und wenn ihr zurückschlägt, so schlägt zurück im gleichen Maß, wie ihr geschlagen wurdet. Wenn ihr aber geduldig seid, so ist das wahrlich besser für die Geduldigen. (16:126)
Toleranz – TESAMUH, und Tesamuh stammt vom arabischen Wurzeln, SAMH, bedeutet Vergebung und Verzeihung.
Also, islamisch gesehen, hier geht es nicht nur um jemanden zu dulden, sondern ihn auch zu verzeihen.
Somit kommen wir gewollt oder ungewollt zu einem Gespräch mit dem Betroffenen. Dieses Gespräch heisst Dialog. Weil ich in der Lage bin mit jemandem offen zu reden und die Positionen miteinander in der Gesellschaft zu klären, habe ich eine gewisse Gerechtigkeit im Herzen zu bringen.
Somit haben wir vier wichtigen Begriffen in diesem Zusammenhang erwähnt, die zu einem friedlichen Koexistenz und Zusammenleben führen, zwar: TOLERANZ, VERGEBUNG, DIALOG UND GERECHTIGKEIT.
Die Debatte über den interreligiösen Dialog bringt mit sich viele Skeptikern, Befürwortern wie auch einige Indifferenten .
Die Skeptiker denken, es bringt das ganze sowieso nichts. Es ist Zeitverschwendung und Irreführend. Die Befürwortende meinen, die Welt existiert, nur weil den Dialog gibt.
Und was meinen Sie?
Ich bin der Meinung, dass uns Gott nicht umsonst einen Mund und eine Zunge geschaffen hat. Dadurch erfüllt der Mensch seine Menschlichkeit. Ein Aspekt meine Menschlichkeit ist, dass ich heute mit Ihnen über so ein Thema diskutieren kann.
Der verstorbene bosnische Präsident, Alija Izetbegovic sagte:
„Für mich ist eine nicht erfolgreiche Diskussion lieber als ein erfolgreicher Krieg“.
Der Koran beruft sich zu einem offenen Gespräch und spricht:
Sag: O Leute der Schrift, kommt her zu einem zwischen uns und euch gleichen Wort: daß wir niemandem dienen außer Gott und Ihm nichts beigesellen… 3:64
Was dem Thema Gerechtigkeit geht¸so spricht der Islam:
يَا أَيُّهَا الَّذِينَ آمَنُواْ كُونُواْ قَوَّامِينَ لِلّهِ شُهَدَاء بِالْقِسْطِ وَلاَ يَجْرِمَنَّكُمْ شَنَآنُ قَوْمٍ عَلَى أَلاَّ تَعْدِلُواْ اعْدِلُواْ هُوَ أَقْرَبُ لِلتَّقْوَى وَاتَّقُواْ اللّهَ إِنَّ اللّهَ خَبِيرٌ بِمَا تَعْمَلُونَ
„O ihr, die ihr glaubt! Steht in Gerechtigkeit fest, wenn ihr vor Allah bezeugt. Der Hass gegen (bestimmte) Leute verführe euch nicht zu Ungerechtigkeit. Seid gerecht, das entspricht mehr der Gottesfurcht. Und fürchtet Allah. Siehe, Allah kennt euer Tun.“ [1]
Verehrte Anwesende
Diesen Vortrag werde ich über die Bedeutung des gesellschaftlichen Dialogs, über Toleranz und Nachbarschaftsbeziehungen halten, die auf gegenseitigem Respekt beruht.
Unsere Religion hat uns die Wege zur Glückseligkeit und Frieden gelehrt. Deshalb sind wir dazu verpflichtet, als Muslime uns gegen diejenigen zu wehren, die den gemeinsamen Frieden gefährden. Auch sind wir verpflichtet, mit den Menschen gute Beziehungen aufzubauen und mit ihnen in Frieden zu leben. Es gibt im Glauben keine Einschränkungen, die uns verbieten, mit anderen Menschen Freundschaften zu schließen. Ganz im Gegenteil, uns wird nahe gelegt, die guten Beziehungen zwischen den Menschen zu fördern. Unser Prophet sagt in einem Hadis[2]: „ Ein Muslim ist derjenige, der sich mit seinem Umfeld befreunden kann und mit dem man sich anfreunden kann. Jemand der sich nicht mit anderen anfreundet und mit dem man sich nicht anfreunden kann, auf dem ist kein Segen.“ (Dschamius-sağir/H: 9147)
Aus dieser Überlieferung sehen wir, dass ein Muslim keine Bedenken haben soll, in einen Dialog mit anderen Menschen zu treten. Außerdem bedeutet der Dialog keinesfalls, dass die eigene Kultur Schaden davon nimmt.
Liebe Freunde!
Unser Prophet hatte ein sehr enges Verhältnis zu seinen Nachbarn. Wie wir wissen, bestanden seine Nachbarn nicht nur aus Muslimen. Er hatte auch nicht muslimische Nachbarn[3], deren Probleme er teilte und denen er behilflich war.
In einem Hadis, weist der Prophet auf die Wichtigkeit von Nachbarschaftsbeziehungen hin:
„Der Engel Gabriel kam einige Male zu mir und sprach “ Ich empfehle dir deinen Nachbarn”. Ich dachte fast, dass die Nachbarn aneinander beerben werden”(Ahmed ibn-i Hambel, Musned, 5. cild, 267)[4]
Und in einem anderen Hadis heißt es:
„Wer an Allah und an den Jüngsten Tag glaubt, soll seine Nachbarn reichlich bewirten.“ (Dschami`us Sagir, S. 540/Hadis No: 8979)
Wenn wir diesen Hadis näher betrachten, sehen wir, dass bei den Nachbarn keine Unterscheidung zwischen Muslimen und nicht Muslimen gemacht wird.
Unser geliebter Prophet sprach in seiner Abschiedspredigt:
„Euer Herr ist einer und ihr stammt von einem Vater. Ihr alle seid von Adam und Adam ist aus Erde. Ein Araber ist nicht vorzüglicher als ein Nichtaraber, noch ein Nichtaraber vorzüglicher als ein Araber; Ein Schwarzer ist nicht vorzüglicher als ein Weißer, noch ein Weißer als ein Schwarzer, außer durch Frömmigkeit und Gottesfurcht. “
Aus dieser Predigt sehen wir, dass der soziale Status eines Menschen nicht von seiner Geburt bestimmt werden kann; dass die irdische Überlegenheit vergänglich ist und die wahre Überlegenheit im Jenseits nur durch Gottesfurcht erlangt werden kann. Der Prophet empfiehlt uns, dass wir unter diesen Anhaltspunkten mit den Menschen barmherzig umgehen sollen.
Anschliessend möchte ich mich gerne an dem Koranvers erinnern:
„O ihr, die ihr glaubt! Steht in Gerechtigkeit fest, wenn ihr vor Allah bezeugt. Der Hass gegen (bestimmte) Leute verführe euch nicht zu Ungerechtigkeit. Seid gerecht, das entspricht mehr der Gottesfurcht. Und fürchtet Allah. Siehe, Allah kennt euer Tun.“
Der Islam ist eine Weltreligion und wendet sich mit seiner Botschaft – zu der die Aufforderung zu einer universalen Toleranz gehört – an die gesamte Menschheit. Diese bedarf heute, wie nie zuvor, weil alle Kulturen näher zusammenrücken, einer Anleitung zur Toleranz.
Ziel des ISLAM ist die Erziehung seiner Anhänger zu Weltbürgern, das heißt zu einem toleranten, aufgeschlossenen Denken und verantwortungsbewussten Handeln.
Nach der Lehre des ISLAMS sind wir für die Erde, auf der wir leben, verantwortlich. Wir haben sie als Schöpfung Gottes mit Respekt und Liebe verantwortungsvoll zu verwalten und zu schützen, und sind zu diesem Zweck als Stellvertreter Gottes auf dieser Erde eingesetzt. Anstatt “auf der Erde Unheil anzurichten und Blut zu vergießen”, so sagt der Qur’an, sollte der Mensch sich auf seine eigentliche Aufgabe besinnen, die er dank der ihm verliehenen Vernunft, wenn er sich nur wirklich darum bemüht, erfüllen kann.
Daher appelliert der Qur’an immer wieder an die Vernunft des Menschen und fordert ihn auf, seine Freiheit zu betätigen. Der Mensch sollte seine Freiheit nicht verschwenden, sondern sie durch Selbstbildung, d.h. durch selbständig vernünftige Überlegung und Handlung zu einer schöpferischen Freiheit erweitern.
Selbstbildung befähigt ihn zur Toleranz und zu einer richtigen Einschätzung seiner Möglichkeiten.
Das Bewusstsein andererseits der eigenen Fehlbarkeit, zusammen mit dem Bewusstsein zur Verantwortlichkeit, in der ja die menschliche Würde besteht, ermöglicht ein großzügiges und tolerantes Verhalten den Mitmenschen gegenüber, mit denen uns die mitmenschliche Solidarität verbinden sollte.
Toleranz besteht in der freien Anerkennung von Freiheit und Würde jedes Menschen, sofern er kein Unrecht begeht. Wenn wir im Bewusstsein unserer Fehlbarkeit nicht sicher sein können, absolut im Recht zu sein und die volle Wahrheit zu besitzen, dann haben wir uns prinzipiell jedem Mitmenschen gegenüber, egal welcher Rasse, Religion, Kultur, Ideologie er zugehört – tolerant zu verhalten.
Eine solche Einstellung ist unter anderem schon deswegen gefordert, weil alle diese Gruppenzugehörigkeiten doch nicht oder nur sehr selten von einem selbst ausgewählt wurden. Das ist universale Toleranz, welche der ISLAM nicht nur als eine der Bedingungen, des für die menschliche Gemeinschaft notwendigen Friedens lehrt, sondern auch als eine gerechte Verhaltensweise, welche die durch den Schöpfer gewollte Vielfalt aller Kreatur, wie auch die einmalige Individualität eines jeden Menschen anerkennt und respektiert.
Die Verschiedenheit der menschlichen Gruppierungen darf uns nicht davon abhalten, sie näher kennen zu lernen und ihnen nötige Toleranz zu gewähren – denn sonst können wir ja unsere Aufgabe als stellvertretende Regenten auf dieser Erde nicht erfüllen. Ja, darüber hinaus gesehen ist es gerade diese Verschiedenheit der anderen Gruppierungen der Menschen, die uns die Erfüllung unserer humanen Aufgabe ermöglicht. Denn durch die Anstrengungen, die erforderlich sind, die anderen zu verstehen, wozu aber auch eine echte Verwurzelung in der eigenen Kultur gehört, nicht zuletzt durch die zu übende Toleranz ihnen gegenüber, erhalten wir die Chance zur Selbstbildung, ohne die ein selbstverantwortliches Verhalten und Handeln nicht möglich ist.
Der Qur’an sagt hierzu:
“O ihr Menschen, Wir haben euch aus einem männlichen und einem weiblichen Wesen erschaffen und euch zu Verbänden und Stämmen gemacht, auf dass ihr einander kennenlernt. Wahrlich, vor Gott ist von euch der Angesehenste, welcher der Gottesfürchtigste, der Frömmste, der Gerechteste ist….” [49:13]
Wegen dieser Notwendigkeit, dass die Menschen, ungeachtet ihrer Verschiedenheit und darüber hinaus, gerade ihretwegen einander kennenlernen, hat der ISLAM – übrigens als erste von allen Religionen – zu einem unparteiischen Religionsdialog aufgerufen und sagt darüber:
“Rufe zum Weg deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung, und streite (d.h. diskutiere) mit ihnen auf die beste Art. Wahrlich, dein Herr weiß besser, wer von Seinem Wege abgeirrt ist; und Er kennt jene besser, die der Rechtleitung folgen” [16:125]
Das Urteil über unsere Mitmenschen sollten wir also besser Gott überlassen. Stattdessen sollten wir uns um ein gerechtes und tolerantes Verhalten ihnen gegenüber bemühen. Es geht bei der Religion um unsere Taten, die wir zu verantworten haben. Daher heißt es auch in einer anderen Qur’an Stelle:
“… und mir ist befohlen worden, Gerechtigkeit unter euch zu üben. Gott ist unser Herr und euer Herr. Wir haben unsere Werke und ihr habt eure Werke (zu verantworten)! Es gibt keinen Streitgrund zwischen uns und euch. Gott wird uns zusammenbringen, und zu Ihm führt der Lebensweg.”[42:15]
Damit kommen wir zu der Frage nach Toleranz im engeren Sinne, d.h. der religiösen Toleranz. Sie gehört zu den religiösen Geboten im ISLAM, denn alle Offenbarungsreligionen gelten nach der islamischen Lehre prinzipiell als himmlische Religionen. Daher müssen die Muslime auch sämtliche Propheten Gottes, die seit dem Beginn der Menschheitsgeschichte von Zeit zu Zeit aufgetreten sind, wie z.B. auch MOSES und JESUS in gleicher Weise respektieren. Konsequenterweise hat daher der Prophet MOHAMMAD (a.s.s.) von Anfang an die Sache der Religionstoleranz und Glaubensfreiheit, d.h. einen Religions- und Kulturpluralismus vertreten, wie in der Geschichte nachgelesen werden kann. Ihm folgten die Kalifen, vor allem der Kalif Omar, der Kalif ibn Abd Alaziz, die großzügige Religionstoleranz des Sultans Salahuddin ist ihnen aus der Geschichte wohl bekannt.
In den obigen Erläuterungen habe ich versucht klar zu machen, in wie fern aktive Toleranz als universale, sowie als religiöse Toleranz zu den Zielen der richtig verstandenen islamischen Erziehung gehört.
Es sind hierbei auch die Grenzen der Toleranz klar geworden. Sie liegen ja überall da, wo sie sich in ihr Gegenteil verkehren, wo sie nicht mehr ein gerechtes Verhalten bedeutet, wo also die allgemeinen Menschenrechte, seien es die eigenen oder die der Mitmenschen verletzt werden. Denn nur durch den persönlichen Einsatz können diese Rechte verteidigt werden, da ihre Verteidigung durch die Gesetze des Staates, die natürlich ebenfalls nötig sind, nicht genügt. Daher heißt es in einem Ausspruch des Propheten MOHAMMAD (a.s.s.):
“Wer von euch etwas Übles sieht, soll dies mit seiner Hand ändern, wer das nicht kann, dann mit seiner Zunge, wenn er das nicht kann, dann mit seinem Herzen, dies letzte ist allerdings die schwächste Form des Glaubens.”
* Es wird überliefert, dass der Prophet Muhamed gesagt hat:
„Wer einen DHIMIJJ (Nichtmuslim im islamischen Staat) tötet, wird nicht einmal das Geruch von Paradies riechen. [Sahih Al-Bucharyy Nr. 6902]
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‘Abdullah Ibn ‘Amr berichtete, daß der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte: “Wer einen Menschen tötet, dessen Schutz unter vertraglicher Abmachung (mit den Muslimen) steht*, wird (am Tage des Jüngsten Gerichts) nicht einmal den Duft des Paradieses einatmen dürfen und sein Duft ist wahrlich aus einer Entfernung von einer vierzigjährigen** Reise wahrzunehmen!”(*Unter vertraglichem Schutz verstehen sich auch alle internationalen Abmachungen, die die islamischen Staaten unterzeichnet haben. Zu solchen Abmachungen gehört u. a. und zum Beispiel die Sicherheit des Luftverkehrs. Wer also von den Muslimen ein Flugzeug entführt bzw. sprengt und/oder Frauen, Kinder und unschuldige Menschen als Geisel nimmt oder diese tötet, der handelt nicht nur nach dem Wortlaut dieses Hadith widerrechtlich, sondern auch gegen die Bestimmung des ersten Verses der Sura 5 Al-Ma’ida, mit der die Gläubigen aufgefordert werden die Verträge zu erfüllen. Hat ein solcher Täter noch nicht begriffen, daß er nicht nur ein Verbrechen begeht, sondern auch den Islam damit in Verruf bringt und der Da’wa einen großen Schaden zufügt?
**Vgl. dazu Hadith Nr. 3166, 3251f., 6553, 6579, 6588)
* Keiner darf sich radikalisieren. Wer sich radikalisiert, gehört nicht zu uns.
[[Von Bukhari]] 1.38: Abu Huraira berichtete: Der Prophet sagte: “Religion ist sehr einfach und wer überfordert sich in seiner Religion nicht in der Lage, auf diese Weise fortsetzen Sie sollten also nicht Extremisten, sondern versuchen, sich in der Nähe. bis zur Perfektion und die frohe Botschaft erhalten, dass Sie belohnt werden, und an Stärke gewinnen durch ihren Glauben in den Morgen, die Nächte “. (Siehe Fath-ul-Bari, Seite 102, Vol. 1. [[
*In Sahih Bukhari wird überliefert, dass der Prophet Muhamed, s.a.s. in Mekka eine alte Dame sah, die Wasser aus dem Brunne Zam Zam getragen hat. Er hat ihr Hilfe zum Wassertrage angeboten, welche sie die Hilfe annahm. Während er das Wasser für sie trug, hat sie über diesen Jungen gelobt und ihn gesagt. Junger Mann, du bist so lieb und Hilfsbereit. Schaue, dass dich der neu erschienene Muhamed nicht überredet und in seinem Glauben überzeugt. Er ist so schrecklich und so übel, während du eben so gut.
Sie ging weiter mit ihre Beschimpfungen und Muhamed s.a.s. trug für sie.
Als sie bei ihrem Haus ankamen, erzählte ihr Muhamed, dass er dieser schreckliche Mann sei. Die Dame schämte sich so sehr und sagte zu ihm, ihre Informationen seien so falsch gewesen. Sie war bereit den Islam anzunehmen und so geschah es.
(Hadith inhaltlich übersetzt und wurde im Buch „Die Gründe der Offenbarungen“ von Prof. Bahri Aliu erwähnt.)
Zum Schluss der Erläuterungen möchte ich Ihnen eine typische Begebenheit aus der alten islamischen Geschichte berichten, weil hier ein gutes Beispiel für die islamische aktive Toleranz gegeben ist. Es handelt sich hierbei um Beispiele vom Propheten Muhamed und seinen Umgang mit den Muslimen und Nichtmuslimen, wie auch Beispiele von einem alltäglichen Ereignis aus dem Leben des zweiten Kalifen Omar.
Er sah eines Tages einen alten Mann auf der Straße betteln und erfuhr, dass er ein Jude sei. Der Kalif bedauerte das Schicksal des alten Mannes und sagte, dass so etwas in seinem Staate nicht passieren dürfe. Er ordnete deswegen an, dass diesem alten Juden vom Staat eine Pension gegeben werden müsse, welche ihm auf seine alten Tage ein menschenwürdiges Dasein ermöglicht.
Im Zusammenhang mit der Eroberung Ägyptens wird Omar folgender Ausspruch zugeschrieben, mit dem er einen seiner Beamten tadelte: “Versklave nicht Menschen, die von ihren Müttern frei geboren wurden!”
Der Historiker und Biograf Ibn al-Muqaffa schreibt in seinem Buch “Geschichte der Alexandriner Patriarchen”: “Benjamin, der koptische Patriarch, kehrte zurück nach Alexandrien, nachdem er sich dreizehn Jahre vor der byzantinischen Unterdrückung versteckt hatte, nachdem der muslimische Führer Amr ibn al-‘As für seine Sicherheit garantiert und ihn aufgefordert hatte, die Sache seiner christlichen Gemeinde in die Hand zu nehmen. Klöster, Kirchen und übriges Besitztum der ägyptischen Christen wurden an sie zurückgegeben und nicht angetastet. Sie konnten nach langer Zeit wieder ihren Glauben in voller Freiheit und in einer Zeit des religiösen Friedens ausüben.”
Der Kalif Omar lehnte es ab, in einer christlichen Kirche zu beten, wie ihm der Bischof vorgeschlagen hatte, denn er wollte keinen Vorwand für eine etwaige Umwidmung der Kirche in eine Moschee geben. Stattdessen betete er draussen auf den Stufen des Gotteshauses. Einer der späteren Kalifen aus der Omaiyaden-Dynastie liess jedoch nicht davon abhalten, einen Teil der Kathedrale von Damaskus in eine Moschee zu verwandeln. Als dann der als gerecht bekannte Ibn Abd al-Aziz Kalif wurde, beklagten sich die Christen darüber bei ihm. Er verfügte, dass der dort errichtete Moscheeteil abgerissen werde und gab das Land den Christen zurück (Pickthall, Cultural Sides of Islam, 1976, S.116).
Hier liegt islamisch betrachtet, die immer wieder zu unternehmende menschliche Aufgabe, für die Freiheit des Menschen zu kämpfen – und zwar mit gemeinschaftlicher mitmenschlicher Solidarität, zu welcher unablösbar die universale und religiöse Toleranz gehört.